Hallenbadtraining am Freitag 15. Dezember 2023 war ein Highlight.
Selbstbau einer Speargun
Eine Speargun selber bauen?
Vor ein paar Jahren habe ich begonnen zu schreinern. Die Fertigkeiten habe ich mir durch das Ansehen von YouTube-Videos erlangt, meine Lieblings-Channel sind:
Irgendwann habe ich mir dann eine Tischkreissäge und eine Oberfräse angeschafft und damit losgelegt einen Dreibein-Hocker nach Anleitung von Let's Bastel zu bauen. Der Hocker ist alles andere als perfekt, aber er hält, man kann darauf hocken und steht in meinem Wohnzimmer. Es kamen weitere Projekte dazu, unter anderem ein Stufenhocker, Ständer für die Bose-Boxen in der WG meins Sohnes, ein Nachttischen, ein Rivertable-Kaffeetisch und mein letztes Werk ein Rivertable-Katzenbaum.
Auf dem Bild bin ich grad dran die Tischplatte meines Rivertables plan zu fräsen.
Darum war es für mich naheliegend, die Hobbies Spearfishing mit dem Hobby Schreinern zu verbinden und mir selber eine Speargun zu bauen. Auch zu diesem Thema gibt es unzählige YouTube videos; wer im Suchfeld von YouTube "build wooden speargun" eingibt, wird fündig werden.
Das Material und Werkzeug
Ich habe mir fünf 2m lange Leisten aus Teak und Mahagoni besorgt (im Internet findet man alles) und die benötigten Metallteile wie Verschluss und Beschläge bestellt (um auch diese selber zu fertigen, fehlen mir die Fähigkeiten und Werkzeuge). An Werkzeugen ist meine Werkstatt im Keller meines Hauses mit einer Kreissäge, einer Oberfräse, einem Dickenhobel/Abrichtmaschine, einer Standbohrmaschine, einer Tellerschleifmaschine, einem Schwingschleifer, einer Absaugpumpe und einem Grundstock an Holzbearbeitungswerkzeugen wie Bohrer, Stemmeisen, Handhobel, Feilen, Raspeln, Sägen, Mess- and Anreisswerkzeugen etc. ausgestattet. Des weitern habe ich eine Vakuumpumpe, eine genaue Waage und aus meinen Zeiten vom Flugzeugmodellbau, bin ich mit der Verarbeitung von Epoxidharzen vertraut.
Arbeitsschritte
Ich drücke ein Stück Plastilin in meiner Hand, bis sich die Konturen meiner Hand und Finger darin gut abzeichnen. Dies verwende ich nun als Modell um mit Raspel und Feilen die Form des Griffstückes aus einem Stück Holz herauszuarbeiten. Da ich meinen Schnitzkünsten nicht richtig traue, mache ich erst ein Modell an einem Stück Abfallholz, bevor ich mich an mein Teak/Mahagoni-Sandwich wage.
Festlegen der Gesamtlänge der Waffe im Verhältnis zu meinen gekauften Spearguns. (Ja, ich weiss, erst beginnt man mit einer, dann kommt eine zweite dazu und dann beginnen sich diese unkontrolliert wie Karnickel zu vermehren).
Hier passe ich das Griffstück, welches später mit Zapfen und Schlitz in den Schaft eingeklebt wird, ein.
Die Kontur des Verschlusses übertrage ich Grund- und Seitenansicht des Schaftes und passe diesen mit Hilfe von Bohrer und Stemmeisen saugend ein. Ich weiss nicht mehr, wie viele Arbeitsstunden allein dieser Schritt gebraucht hat: Vermutlich einen ganzen Sonntag von Morgens früh bis Abends sehr spät.
Geschätzt die Hälfte der Zeit wendet man als Hobby-Schreiner auf um sich Vorrichtungen oder Werkzeuge für die Werkstatt zu bauen. Als Beispiel hier eine Vorrichtung um konkave Rundungen schleifen zu können auf der Ständerbohrmaschine.
Ein sehr wichtiger Arbeitsschritt ist das Brechen oder Runden der Kanten. Die Kanten und Ecken haben auf das Aussehen des fertigen Möbels oder Speargun einen enormen Einfluss. Mein Ziel war es eine weitgehend organische Form zu schaffen, was mir aber nur bedingt gelungen ist. Meine Speargun sieht trotz gerundeter Kanten immer noch sehr nach "Prügel" oder "Besenstiel" aus, finde ich. Es ist ja aber auch ein Erstlingswerk und Meister regnet es nicht vom Himmel.
Ein nettes Feature ist das versenkte Neodym-Magnet, das den Speer sicher in der Führung hält. Natürlich ist dieses mit Epoxy umhüllt um Korrosion zu vermeiden (Magnete sind technisch bedingt nicht rostfrei).
Das Holz wird mit mehreren Schichten Epoxidharz (2-Komponenten Harz und Härter) getränkt, geschliffen und beschichtet. Damit wird das Holz wasserbeständig.
An zwei Stellen habe ich "Intarsien" aus Messingrohr und mit Pigment eingefärbtem Epoxidharz gemacht. Die Waffe soll ja nicht nur zweckmässig, sondern auch schön sein. Historisch gesehen, sind Waffen wohl auch das erste Kunsthandwerk, welche von ihren Erbauern und Trägern verziert wurden.
Zum "Rigging" gehört die Vorbereitung der Gummis und die Sicherung des Pfeiles an der Speargun mit Monofilament ("Silch").
Die Speargun verfügt über zwei Gummis, welche gespannt werden und die Energie bis zum Ziehen des Auslösers speichern. Das gleiche Prinzip wie bei einer Armbrust.
Die Speargun ist fertig und wartet auf den ersten Einsatz im Meer in Italien.
Im Urlaub im Juni 2023 kann ich dann meine selbstgebaute Speargun das erste Mal zum Einsatz bringen. Ich erlege einen Sarago damit und - ich gebe zu - bin richtig stolz! Allerdings ist die Waffe noch nicht perfekt: Sie hat insgesamt zu viel Auftrieb (ich schätze etwa 1 Kg Zug nach oben) und ist stark Head-Light, das heisst die Spitze der Waffe zieht nach oben.
Nach den Ferien, wieder in der Werkstatt, fräse ich eine Tasche in die Unterseite des Speargun vorne.
Den Schacht fülle ich mit Bleischrot und vergiesse diesen mit Epoxidharz
Das Bleifach wird mit einem Deckel aus Palisander verschlossen.
Wie geht es weiter?
Zwischen Weihnachten und Neujahr 2023/24 war ich in Sestri Levante zum Spearfishen. Meine Wooden Speargun ist immer noch leicht positiv tariert (ich schätze etwa 50-100g) aber nun stark kopflastig.
Als nächsten Schritt werde ich wohl den Griff aushöhlen und diesen mit Bleischrot füllen. Die verwendete Menge, abzüglich 50-100g werde ich vom Kopf der Waffe entfernen.
Wegen der Abwesenheit von Salzwasser in ausreichender Menge (mein Aquarium ist hierfür zu klein), wird die Austarierung der Speargun wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen und noch ein paar Urlaube in Italien brauchen.
Der nächste ist für Juli 2024 geplant!
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